März 22

Sparquote? Ist mir doch egal!

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Sparquote? Ist mir doch egal!

In der Finanzblog-Szene wirst Du immer wieder mit dem Konzept der Sparquote konfrontiert werden. Die Sparquote drückt aus, welchen Anteil Deines Nettoeinkommens für den langfristigen Vermögensaufbau gespart und investiert wird. Daran kann festgemacht werden, in welchem Zeitraum die finanzielle Freiheit erreicht werden kann. Bei einer Sparquote von 50% bist Du zum Beispiel nach 16 Jahren finanziell frei. Heute möchte ich Dir ein paar Gründe nennen, warum mir die Sparquote relativ egal ist und wieso ich diese nur einmal im Jahr berechne.

Fokus auf (zu) geringe Ausgaben

Die meisten richten ihren Fokus darauf, dass sie möglichst wenig Geld ausgeben und dadurch die Sparquote maximal steigern können. Jede Ausgabe wird mehr oder weniger stark in Frage gestellt, weil sie schließlich die Sparquote verschlechtert und damit die finanzielle Freiheit weiter in die Ferne rücken lässt. Ich habe das auch eine Zeitlang bei mir selbst beobachten können, dass ich den Fokus viel zu sehr auf das Senken der Ausgaben gesetzt habe, sodass ich mir selbst nichts mehr gönnen wollte. An den vielen Reaktionen zu meinem Artikel „Du darfst Geld unvernünftig ausgeben“ konnte ich zudem erkennen, dass es nicht nur mir so ging.

Natürlich kannst Du Deine Sparquote auch erhöhen, indem Du die eigenen Einnahmen steigerst und die Ausgaben auf dem gleichen Niveau lässt. Einkommenssteigerungen sind allerdings deutlich schwieriger zu erreichen als Ausgabensenkungen, sodass die meisten durch die regelmäßige Berechnung der Sparquote nur auf die Ausgaben schauen.

Das birgt das große Risiko, dass wir zu geizig werden und uns beim Geld ausgeben schlecht fühlen. Schließlich hält uns das Geldausgeben davon ab, unserer finanziellen Freiheit näher zu kommen. Für mich hat die finanzielle Freiheit auch den mentalen Aspekt, dass ich das Geldausgeben auch genießen kann.

Was bringt es mir, später Millionen im Aktiendepot zu haben, wenn ich es mir nicht wert bin, Geld für mich auszugeben. Dann bin ich zwar äußerlich eigentlich frei, weil ich nicht mehr arbeiten muss. Innerlich habe ich trotzdem immer noch ein Mangeldenken und fühle mich nicht wohl mit dem Geld.

Hohe Sparquote ist ein Abfallprodukt

Der Finanzwesir hat das sehr schön in einem Artikel erklärt. Die Sparquote ist nicht das Ergebnis von bestimmten Einschränkungen bei den Ausgaben und dem Anstreben einer ganz bestimmten Sparquote (z.B. 50 %). Eine hohe Sparquote ist vielmehr das Ergebnis einer bestimmten Lebenseinstellung zum Konsum und dem Bewusstwerden der eigenen Werte.

Du hast für Dich zum Beispiel festgestellt, dass das ständige Konsumieren und Kaufen von neuen Dingen nur für ganz kurze Zeit glücklich macht oder Du hast Dir vor Augen geführt, wie lange Du für eine ganz bestimmte Anschaffung arbeiten musst. Zudem hast Du durch die verschiedensten Finanzblogs gelernt, dass Du Geld bei Versicherungen oder dem Autokauf sparen kannst, ohne auf irgendetwas verzichten zu müssen.

Eigentlich ist es ziemlich leicht, ohne irgendeine Einschränkung 20 % des Einkommens zu sparen, wenn man erstmal seinen Fokus aufs Investieren und Sparen gelegt hat. Es sind nur kleine Veränderungen in der eigenen Einstellung und im eigenen Ausgabeverhalten nötig. Nach wenigen Monaten ist es für einen ganz normal und man kann sich gar nicht mehr vorstellen, mal mehr Geld im Monat gebraucht zu haben.

Meine Sparquote bewegt sich immer zwischen 30 – 40% und ist eine Folge meiner Lebenseinstellung. Ich habe es mir nicht zum Ziel gesetzt, eine ganz bestimmte Sparquote zu erreichen oder zu halten, weil das meiner eigenen Lebensphilosophie widerspricht. Auch wenn ich mit meinem Blogtitel (Finanziell Frei mit 30) bereits sage, dass ich die finanzielle Freiheit sehr früh in meinem Leben erreichen möchte, setze ich mich dadurch nicht unter Druck.

Ich lebe mein Leben nach meinen eigenen Werten und lasse mir nicht durch irgendeine Sparquote vorschreiben, wie viel Geld ich konkret in einem Monat ausgeben darf. Es kommt auf die richtige Lebenseinstellung an und eine hohe Sparquote ist dann einfach nur die Folge.

Investition oder Ausgabe

„Eine Investition in Wissen bringt immer noch die besten Zinsen.“ – Benjamin Franklin

Bei der Definition der Sparquote wird eigentlich nur das Geld eingerechnet, das am Aktien- oder Immobilienmarkt für den langfristigen Vermögensaufbau investiert wird. Durch den Fokus auf eine hohe Sparquote kann es meiner Meinung nach zu einem inneren Konflikt kommen, wenn ich Geld in meine eigene Weiterbildung investieren möchte. Nach der Definition der Sparquote wäre es ja eigentlich eine Ausgabe.

Meiner Meinung nach sind allerdings gerade die Investitionen in das eigene Wissen so wichtig, weil ich dadurch in der Zukunft mein eigenes Einkommen enorm steigern kann und dann auch viel mehr Geld für den langfristigen Vermögensaufbau und zum Erreichen der finanziellen Freiheit übrig habe.

Im letzten Jahr habe ich locker ein Monatsgehalt dafür ausgegeben, um neue Bücher zu lesen oder Seminare zu besuchen. Hätte ich das Geld damals direkt am Aktienmarkt investiert, hätte ich auch nicht so viele neue Dinge gelernt. Ich bin der festen Überzeugung, dass sich die eigene Weiterbildung langfristig auf jeden Fall auszahlen wird und mich deutlich schneller zur finanziellen Freiheit führt.

Langfristiges Denken

Ich hatte zu Beginn ja kurz erwähnt, dass ich einmal im Jahr meine Sparquote ermittle. Das Ziel ist nicht, eine bestimmte Sparquote zu erreichen, sondern einfach meinen Fortschritt zu messen und zu dokumentieren.

Der Weg zur finanziellen Freiheit ist nämlich ein Marathon und kein kurzer Sprint. Deswegen finde ich es deutlich wichtiger, sich darauf zu fokussieren, wie ich langfristig am schnellsten vorankomme und nicht nur den Blick auf den einzelnen Monat zu richten. Es gibt viele Menschen in der Finanzblog-Szene, die jeden Monat ihre aktuelle Sparquote und die Entwicklung des eigenen Vermögens berechnen.

Meiner Meinung nach hat das allerdings kaum eine große Aussagekraft, ob ich im Februar 2018 jetzt 35 oder 43 % gespart habe. Schließlich kann es immer mal wieder zu einer größeren außergewöhnlichen Ausgabe kommen, die ich nicht verhindern kann. Es bringt mir nichts, zu wissen, wie hoch jetzt die Sparquote in dem einzelnen Monat gewesen ist und führt eher dazu, dass ich meinen Blick auf die kurzfristige Entwicklung lege und das langfristige Bild aus den Augen verliere.

Irgendwann ist die untere Grenze bei den Ausgaben erreicht und weitere Kostenreduktionen wären nur durch erhebliche Einschränkungen in der Lebensqualität möglich. Deshalb lege ich meinen Fokus auch darauf, mein Einkommen in der Zukunft zu steigern und mehrere Einkommensquellen aufzubauen. Mir kommt es darauf an, wann ich die finanzielle Freiheit erreiche und nicht darauf, wie hoch die Sparquote auf dem Weg dorthin war. Die Sparquote selbst ist nur Mittel zum Zweck und sorgt dafür, dass ich meinen Fortschritt messen kann.

Wie gehst Du mit der Sparquote um? Legst Du großen Wert auf die Berechnung dieser Größe?

 

Dieser Gastbeitrag wurde von Dominik von Finanziell-frei-mit-30 erstellt.

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  1. Moin Florian,
    ich stimme dir zum größten Teil zu, vor allem bei der Betrachtung der Sparquote als Ergebnis oder gerne auch „Abfallprodukt“. Ich führe zum Beispiel seit Ewigkeiten ein Hauhshaltsbuch aber auch dass ist bei mir weniger ein festes Budget, sondern vielmehr einfach nur eine Aufzeichnung, die ich auswerten kann, also wieder eine Art Abfallprodukt. Denn du hast recht, Mal gibt man mehr aus, Mal weniger, und vor allem wenn es um die eigene Bildung geht, sollte ein starres Budget niemals im Weg stehen!
    Das funktioniert aber meiner Meinung nach nur bei Menschen, die rational an die Sache ran gehen. Wenn man eher impulsgetrieben ist, braucht man dann doch eine festere Struktur. Denn „es wird schon gut laufen und genug am Ende des Monats übrig bleiben“, funktioniert dann nicht mehr denke ich.
    Was ich für diese Zwecke ganz gut fand ist zum Beispiel eine feste Sparrate von sagen wir irgendetwas zwischen 10-30%, die am Anfang des Monats überwiesen und dann investiert wird. Die restlichen 70-90% können dann ohne Schuldgefühl verpulvert werden. Vielleicht bleibt dann am Ende des Monats doch mehr übrig als gedacht. Und wenn nicht, dann hatte man nicht das Gefühl, dass man groß auf etwas verzichtet und hat trotzdem etwas auf der hohen Kante.
    Man muss da einfach seinen eigenen Weg finde ich. Das klingt ja auch so, als ob du für dich selbst herausgefunden hast, was für dich funktioniert und was nicht, oder?
    Gruß, Wolfgang

  2. Lieber Wolfgang,

    vielen Dank für dein ausführlichen Kommentar. Der Beitrag stammt von Dominik von Finanziell frei mit 30.
    Ich stimme ihm weitgehend zu. Ich sehe den Artikel auch eher so als Pendant zu den unzähligen Diskussionen nach einer festen prozentualen Sparquote. Viel wichtiger ist das Mindset zu entwickeln und dann wie du sagst, einfach im Kopf das Geld zu kategorisieren in verschiedene Schubladen.

    Wie macht ihr das?

  3. Hallo Florian,
    sehr toller Artikel. Endlich sagt es mal einer. Ich habe einen ähnlichen Weg wie du erfahren.
    Dies hat dazu geführt, dass ich seit meiner letzten Gehaltserhöhung ganz bewusst nicht mehr als X Euro/Monat sparen möchte. Ich habe von der Sparsumme mein Ziel und Sättigungspunkt erreicht. Klar ist die Sparquote immer noch beachtlich hoch und jenseits der 50%, aber ich könnte ich 15% oder so mehr zur Seite legen. Doch die Frage ist so wie du sie im Artikel stellst: WOZU? Stattdessen habe ich ein Ausgabenkonto zur freien Verfügung eingerichtet, wo nun jeden Monat paar hundert Euro eingezahlt werden. Diese Ausgaben sind schon im Haushaltsbuch abgerechnet. DAS IST FREIHEIT!

  4. Huhu Flo, dass es ein Gastartikel von Dominik ist, überliest man leicht. Da hast du eine gute Wahl getroffen, guter Artikel!

    Sehe die Sparquote als Resultat meiner Handlungen und erfasse sie 1x im Jahr, wenn ich nachträglich meine Einnahmen und Ausgaben des Jahres ermittle. Ich mache das aus Interesse und um zu schauen, wie sich meine Ausgaben und Bedürfnisse über die Jahre verändern. Ich freue mich über hohe Sparquoten und Sparraten, aber ich lass mich dadurch nicht sonderlich beeinflussen. Zudem fällt es mir schwer, gewisse Grauzonen zu erfassen: Wo liste ich auf, wenn mir meine Oma 50 Euro schenkt? Oder Weihnachtsgeschenke, Essen bei der Schwiegermutter..

    Ich achte deswegen auf 3 Dinge:
    1. Sparrate pro Jahr
    2. Gesamtvermögen
    3. Fixkosten (Wohnung, Essen, Versicherungen), sollten gering sein, weil ich die in der Not so schnell nicht ändern kann.

  5. Hi Kilian, hi Jenny,

    so sieht es aus. Ich hatte mit Dominik lange telefoniert und es gibt einfach zu viele schlechte Artikel mit einem einzigen Tenor. Sparquote X% und sonst nichts. Inhaltsleer und völlig schlecht aufbereitet. Das Thema mit der Sparquote muss mental angegangen werden um überhaupt damit anzufangen, dafür braucht man eine gewisse Einstellung. Ich kann es einfach nicht mehr hören, lebe spatanisch, leiste dir nichts und häufe ein Vermögen an. In meinen Augen eine total schlechte Lebenseinstellung. Der gewisse Mix macht es doch aus. Da ist dieser Artikel von Dominik wirklich toll geschrieben und regt um Nachdenken an.

  6. Hallo Wolfgang, Kilian und Jenny,

    Florian hat meine Ansicht schon sehr gut auf den Punkt gebracht.
    Beim Sparen sollte hauptsächlich auf die großen Ausgaben geachtet werden und dort eine feste Entscheidung getroffen werden. Dann kann eigentlich relativ leicht eine höhere Sparquote erreicht werde, ohne dass man selbst auf etwas verzichten muss.
    Dann wird das ganze nur zum Abfallprodukt von der eigenen Lebenseinstellung.

    Schöne Grüße
    Dominik

  7. Hallo zusammen,
    Schöner Artikel – die Rosen gehen allerdings direkt an Dominik! Fast hätte ich den Hinweis am Ende des Artikels überlesen.
    Ich teile die Einschätzung, dass die Fixierung auf die Sparquote überzogen ist. Auch sind die Gegenargumente, die genannt werden, sehr treffend gewählt. Ich denke, dass v.a. eine Steigerung des Einkommens im Lauf der Zeit der wichtigste Treiber ist. Ich empfehle daher ein automatisiertes System, das die Sparquote mit jeder Steigerung des Einkommens nach oben schraubt. Dadurch wird automatisch mehr gespart und gleichzeitig eine Inflation des Lifestyle verhindert – siehe auch: https://meinefinanziellefreiheit.com/2016/06/30/automatisiertes-sparen/
    Viele Grüße
    MFF

  8. Hallo Florian, Hallo Dominik – Danke für deinen Artikel,

    ich denke das gerade für Menschen die ihre Finanzen neu aufstellen wollen eine Sparqoute zumindest einen Anhaltspunkt bietet um zu lernen einen Geldanteil vom Einkommen zur Seite zu legen.
    Ich selbst halte es da ähnlich wie Jenny bereits geschrieben hat. Zum Jahresbeginn kalkuliere ich mit welchen Einnahmen und Ausgaben fix zu rechnen sind. Anhand der Planung weis ich dann wieviel ich das Jahr über neu investieren kann. Natürlich kommen da auch unvorhergesehene Effekte hinzu, die dann die Planung „über den Haufen“ werfen. Aber ich versuche dennoch an meinen Leitplanken festzuhalten.
    Das heißt aber nicht, dass ich Spare um des Sparen willen, sondern es ist mir auch wichtig im jetzt zu leben. Todsparen bringt mir dann auch nix 🙂

    Grüße Thomas

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